(Die Affäre Rue de Lourcine)
Eugène Labiche
Premiere 16. März 2006
Regie: Eos Schopohl
mit:
Andreas Seyferth
Sergiy Kalantay
Robert Spitz
Margrit Carls
Assistenz: Julia Strobel
Komposition: Marcus Tronsberg
Dramaturgie: Boris Heczko
Bühne + Kostüm: Mirko Hensch
Lichtdesign: Jo Hübner
Die Nacht war definitiv nicht zum Schlafen da: Lenglumé, unbescholtener Steuerzahler, hat offensichtlich die Sau rausgelassen. Wenn er nur wüsste, welche... Eine (bzw. einen) findet er überraschend am Morgen danach in seinem Bett: einen unbekannten Herrn namens Mistingue; leider mit demselben Schwarzen Loch im Hirn. Die Gattin vermeldet Grässliches aus der Zeitung: Grauenhaft verstümmelte Leiche entdeckt! Fundstücke bei der Toten und Fundstücke in den eigenen Taschen machen den beiden Herren glasklar: sie sind Mörder! Dann taucht ein Zeuge auf. Die Schlinge zieht sich zu. Bürgers Fassade bröckelt. Na gut, eh bien, hilft nichts: Müssen halt noch mehr über die Klinge springen!
Labiche gönnt uns ein bitterböses Vergnügen. Macht seinen Liebling, den Bourgeois, zum Narren und hetzt ihn leichten Sinns von einer Katastrophe in die nächste. Interessiert sich in seinen Versuchsanordnungen herzlich wenig für psychologische Wahrscheinlichkeiten. Liefert Momentaufnahmen: schräg, witzig, rasant. Hier und da angehalten von putzigen Couplets. Die Farce über eine unheile Welt aus den Fugen funktioniert mit eiskalter Präzision: so kippt die aufgedrehte Bürger-Posse immer wieder ins Absurde, Surreale.
Und ob wir uns in den Akteuren und ihren Taten selbst erkennen mögen oder doch lieber unsern Nachbarn: chacun à son goût!
"Ich habe mich fast ausschließlich dem Studium des Bourgeois gewidmet; dieses Tier bietet dem, der es sehen kann, zahllose Möglichkeiten, wenn man versteht, ihn zu beobachten. Dieses Tier ähnelt einer Perle, einem Schmuckstück der Tollheit." (Labiche)
Fotos: Hilda Lobinger