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Alice D. im Spiegelland

Das wunderliche Traumspektakel

frei nach Lewis Caroll

Premiere 30. Januar 1997

Eingeladen zum NRW-Festival IMPULSE 1997


Übersetzung + Fassung: Margrit Carls

Regie: Andreas Seyferth

Regieassistenz: Simone Gloger

Bühne/Kostüme: Emily Philips

Komposition: Willie Jakob/Kai Taschner

Choreographie: Ellen Raab

Lichtdesign: Jo Hübner



mit

Alice

Margrit Carls

Weiße Königin

Astrid Polak/Viola von der Burg

Schwarze Königin

Katharina Blaschke

Weißer König/Falsche Suppenschildkröte

Rainer Guldener

Schwarzer König/Greif/Herzogin

Matthias Heidepriem

Weißer Läufer/Hutmacher

Stefan Maaß

Weißer Läufer/Hase

Tobias Hofmann

Weißer Ritter/Carroll

Christian Koch

Weißer Ritter/Raupe

Markus Sternagel

Schwarzer Ritter/Katze

Wolf Friedrich


Alice: Ich will nicht unter Verrückten sein. Kater: Kannst du nicht verhindern. Wir sind hier alle verrückt. Ich bin verrückt. Du bist verrückt. Alice: Woher weißt du, dass ich verrückt bin? Kater: Musst du sein, sonst wärst du nicht hier.

Ver/rücktheit und Ver/wandlung: Hauptthemen in Lewis Carrols Alice-Büchern (ALICE IN WONDERLAND / THROUGH THE LOOKING-GLASS AND WHAT ALICE FOUND THERE). Zwei Welten: die Wunderland-Unterwelt, in die man einen tiefen Fall tut; und die andere Welt, die man "durch den Spiegel" betritt, und die sich als ein gigantisches Schachspiel entpuppt: zwei Jenseitswelten, in denen "Naturgesetze" aufgehoben sind... Dort begegnet die Titelheldin - in unserer Version kein siebenjähriges Kind, sondern eine Frau mittleren Alters: müde gelebt - einem Haufen merkwürdigster Kreaturen: ego-manische Zwangscharaktere, Angsthasen und Klugschwätzer, Maßregler und Besserwisser. Anders als die kleine Alice geht sie nicht tapfer-neugierig auf die Gestalten ihrer "Unterwelt " zu; sie panzert sich nach Erwachsenenmanier. Doch je mehr sie sich wehrt, desto tiefer gerät sie hinein in diese abstruse Welt, in der Zeit und Raum verrückt spielen... Hin- und hergerissen zwischen Verjüngen und Vergreisen "wächst" sie. Lernt sich zu sehen: auch im "Spiegel" der anderen; in der Lächerlichkeit der Unterwelt-Kreaturen die eigene Lächerlichkeit aufzuspüren. Und mit Sicherheit kann sie am Ende eines feststellen: Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit!


Raupe: Wer bist du? Alice: Ich... weiß nicht genau, Sir, zur Zeit... zumindest weiß ich, wer ich war; aber seither muss ich ein paarmal jemand anders gewesen sein. Raupe: Was meinst du damit? Erkläre dich! Alice: Ich kann mich nicht erklären, fürchte ich, denn ich bin nicht mehr ich, sehen Sie. Raupe: Sehe ich nicht. Alice: Klarer kann ich's nicht sagen, leider; denn verstehen tu ich's selbst nicht - und sich andauernd verwandeln ist äußerst verwirrend. Raupe: Ist es nicht. Alice: Vielleicht haben Sie es noch nicht so erlebt; aber wenn Sie sich in eine Puppe verwandeln müssen - der Tag wird kommen, das wissen Sie - und anschließend in einen Schmetterling, werden Sie das vermutlich als ein wenig eigenartig empfinden, nicht wahr? Raupe: Kein bisschen. Alice: Nun, vielleicht fühlen Sie da anders; alles was ich weiß, ist: es wäre sehr eigenartig für mich. Raupe: Für dich! Wer bist du?



PRESSESTIMMEN


… katapultiert Zadeks possierlichen Tierrealismus durch Originalität und Phantasie glatt ins Abseits … parodiegesättigt geht’s quer durch die europäische Kultur, wird der Erlkönig umgedichtet, Josef K. vor Gericht gestellt und Mythen aus U- und E-Literatur zitiert. Witzig persiflieren Sprachspielereien sämtliche soziale Levels … Denn in dieser Alice (die Carls federleicht nicht durch Größen, sondern alle Altersstufen spielt) ist das Heute greifbar … Seyferth zaubert entfesseltes Körpertheater in den wunderschönen surrealistischen Schachbrettraum (Emily Philips). Präzis kalkulierte Action unter Hochspannung und eine überbordende Bilderfülle mit poetischen Aufschwüngen und organisierten Abstürzen in Bühnenchaos – einfach toll! tz - Rose


… glückseliger Trip. Der Dealer ist Regisseur Andreas Seyferth. Das Publikum verführt er mit wohldosierten Mengen seiner Designer-Droge, hergestellt aus Bildern und Sprache. Die Wirkung: ein Rausch. Theater das abhängig macht. Und das Beste daran: keinerlei gesundheitliche Schäden! SZ


... Lewis Carroll... aufs eigenwilligste weitergedacht... Da tanzt die Phantasie mit dem Aberwitz, die Poesie mit dem Kalauer, der Traum mit der tieferen Bedeutung. [...] Hinter einer niedrigen Zickzackmauer im Schachbrettmuster tauchen bunte Fratzen auf, dämonische und skurrile Gestalten in irrwitzigen Kostümen. Sie fallen und springen, tanzen und singen und ziehen Alice in einen Sog absurder Situationen. Die Zeit spielt verrückt (und mit ihr die Uhr an der Wand): Je nachdem, ob man ihr Kekse oder ein Fläschchen reicht, verjüngt sich Alice oder altert. [...] Sie erlebt eine Gerichtsverhandlung und ihre eigene Beerdigung, findet sich ohne Billet in einem Zug [...]. Die Katze Bavarian Blu klagt als Blues-Rocker: "Keine Spur von Subkultur", die schwarze Königin schmettert wie eine Operndiva, der Hutmacher hält sich für Josef K. [...] Alle machen fabelhaft Musik, trommeln mit ihren Schuhen einen rasenden Rap und singen Volks- und Kunstlieder mit frechen neuen Texten. "Geh aus mein Herz und such die Milz und schmaus mit ihr 'nen Fliegenpilz." Und nach zwei rasanten Stunden weiß nicht nur Alice: "Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit." AZ•Stern


... brillanter, alptraumhafter Psychotrip. Für Kinder ist der freilich nicht mehr geeignet. Dafrür aber zeigt das Team [...] in löblichem Kontrast zur inspirationslosen Kammerspiele-"Alice", was man mit diesem Stoff anstellen kann, wenn man sich von der herrlichen Phantasie dieser Bücher beflügeln lässt. Münchner Merkur


…vom Offtheater-Festival IMPULSE (Nordrhein-Westfalen):

... Karussellfahrt der verschiedenen Phantasieebenen, in die die Protagonistin hineingezogen wird wie in einen psychedelischen Strudel - "Alice D." spielt gezielt lautmalerisch mit dem wahrnehmungsverändernden LSD. Die Figuren haben in ihrer zweideutigen, grotesken Dämonie nichts mehr zu tun mit den allenfalls liebenswert-skurrilen Fabelwesen Carrolls. … ein rauschhafter Bildersturm – der das Gerüst "Wirklichkeit" bedenklich ins Wanken bringt …Bühnenbildnerin Emily Philips sowie Lichttechniker Jo Hübner vollbrachten ein wahres Meisterwerk und schufen ein verzaubertes und völlig verrücktes Märchenland … Der Sinnenrausch im Spiegelland wirkt bewusstseinserweiternd. Auf Alice D. ebenso wie auf die Zuschauer. Westdeutsche Allgemeine Zeitung


…zauberten die zehn exzessiv spielenden, singenden und rappenden Darsteller einen wahren Rausch auf die Bühne … Neue Ruhr Zeitung


Ein Fest des Nonsens, der Phantasie. Das Theater Viel Lärm um Nichts sorgte mit Alice D. im Spiegelland" für einen tollen Auftakt des Festivals Impulse '97 im Prinz Regent Theater... Was noch lange [...] bleibt, sind Bilder und Klänge. Bilder von den phantastischen Kostümen und Masken der zehn Schauspieler, von der hochmütigen Königin, von Alice, die eine Feder in die Luft bläst, von dem wunderbaren Rap von Bavarian Blue und seinen Kumpanen, von der Hummer-Quadrille, von dem Nonsenslied des weißen Ritters oder von dem rasenden Rhythmus, den alle mit Schuhen auf die Mauer trommeln. Ruhr-Nachrichten


Fotos von Janine Guldener/Ingrid Theis

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