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BRUT

oder PIRATERIE

Matthias Zschokke

Premiere: 11. März 1995


Regie + Musik: Dominik Wilgenbus Regieassistenz: Kirsten Fieselmann Bühne: Bertram Zöhl



mit

FÜRSTIN LASTADIE ETMAL

Margrit Carls

TRISTANA NUNEZ

Inga Dechamps

SASCHA SELKIRK

Corinna von Giese

AZOR

Winfried Hübner

HORNIGOLD GLASER

Rainer Haustein

ARUD CAFLISCH

Markus Hummel

HALLWAX

Kai Taschner

KOGGE

Stephan Lewetz

JULIO SLOOP

Wolf Friedrich



Südsee - sehr von dieser Welt,

Liebe, Totschlag, Meuterei - und dazu

spielt das schiffseigene Orchester Lieder

vom Leben zwischen Entern und Kentern.





PRESSESTIMMEN


[...] Eine Metapher für das moderne Leben, Stichwort Lebensschiff? Eine Parabel auf die Enterhaken im kapitalistischen System? Über Macht und Ohnmacht der Freibeuterei? Oder eine Parodie auf das alte Genre des Seefahrerromans, ein Märchen für Erwachsene, um Liebe und Tod, Leidenschaft und Totschlag? Die Tragikomödie spielt ironisch mit Sprachstilen zwischen Alltags- und Intellektuellen-Jargon, zwischen Pathos und Poesie. Traditionelle Literatur-Topoi werden mit modernen Versatzstücken kombiniert. [...] Regisseur Dominik Wilgenbus nutzt den Text als Spielmaterial für das ohne Einschränkung hervorragende Ensemble. [...] Und er serviert ihn als Phantasie-Appetizer fürs Publikum. Auch wenn Wilgenbus' Regie Sinn oder Unsinn nicht erhellt: er konstelliert fesselnd die Beziehungen innerhalb der Crew und findet lustvoll sinnliche Bilder vom "Leben zwischen Entern und Kentern". Barbara Welter


Ein Narrenschiff als Welt, Exotik als Utopie, Grausamkeit als Liebesersatz beschwört Matthias Zschokke in seinem Stück "Brut oder Piraterie". Im Theater Viel Lärm um Nichts inszenierte Dominik Wilgenbus mit einem rundum überzeugenden Ensemble die wilde Phantasie von Leidenschaft als seltsam entrückten, kühlen Traum. [...] Wilgenbus fand für Zschokkes vielschichtiges, barockisierend metaphernreiches Stück schöne, kühle Bilder. Die flirrende, alles beherrschende Sinnlichkeit bleibt Zitat, wie in Eis gespiegelt - Liebe ist nur ein erfrorener Rausch. Ein poetisches Konstrukt, ein Traum, der aus der Kälte kommt. Gabriella Lorenz


[...] Nur bei Zschokke haben Freibeuter kreative Krisen, wie der weibliche Kapitän Tristana Nunez. Anstatt Schiffe zu kapern, hält sie einen Dichter gefangen und lässt den blinden Steuermann Azor im Kreis fahren, Sehnsucht bläht die Segel. Die Brut, das sind Traumtänzer, die sich als Seeräuber verkleidet haben, verquere Glücksritter und Leichtmatrosen, die sich nach Leben sehnen und doch nur ihre Sehnsucht leben. Ein Bodentuch genügt als Schiffsdeck, mit wenigen Requisiten sind die Räume definiert, herabhängende Taue, ein Steuerrad, ein altes Klavier, alles Weitere ist Aufgabe der Schauspieler. [...] Zurecht verlässt dich Regisseur Dominik Wilgenbus auf seine Mannschaft, Inga Dechamps als liebeskranker Kapitän, Margrit Carls als Fürstin Etmal zur See. Den schwierigsten Part hat Corinna von Giese. Sie spielt Sascha Selkirk, spröde, unnahbar und verletzlich, ein als Mann verkleidetes Mädchen, das jedem den Kopf verdreht, gerade weil sie nicht ist, was sie scheint. Selkirk ist das Zentrum des Stücks, ein zaubrisches Rätselwesen, ganz aus Poesie gemacht, das Erlösungsküsse verteilt, um die Mannschaft zum Leben zu erwecken und doch nur ein Spiegel der Sehnsucht ist, deren Erfüllung alle in ihr zu erkennen glauben. [...] Christopher Schmidt


[...] Es geht natürlich - wie könnte es in der neudeutschen Literatur anders sein - nirgendwohin. Und unterwegs wird ziemlich viel gedacht. In Matthias Zschokkes Stück schifft ein kunterbuntes Häflein von Schießbudenfreibeutern durchs Nichts. [...] Das Theater Viel Lärm um Nichts hat oft seine Meisterschaft im Aberwitzigen bewiesen. Auch diesmal gelingen einige herrlich absurde Szenen. Doch Regisseur Dominik Wilgenbus kann sich leider nicht entscheiden, ob er nun eine turbulente Groteske oder ein bedeutungsschwangeres Drama inszenieren soll. [...] Wenn das Leben schon Bluff ist und die Kunst uns nicht mehr täschen darf, dann wollen wir wenigstens geistreich desillusioniert werden. Oder uns gründlich amüsieren. Echte falsche Piraten sind lustiger. Petra Hallmayer




Fotos von Janine Guldener

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