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ENDE GUT, ALLES GUT

William Shakespeare

Premiere: 20. Januar 2000


Regie: Andreas Seyferth Übersetzung/Fassung: Margrit Carls Regieassistenz: Judith Uhrich Musikalische Einrichtung: Kai Taschner Kostüme: Uschi Burger Lichtdesign: Jo Hübner



mit

Margrit Carls

Jochen Decker

Hardy Hoosman

Vanessa Jeker

Stefan Wilhelmi


















Die Märchenrealität des Stücks fordert dazu auf, hinter die Oberfläche der Ereignisse zu sehen... Die Märchenwelt ist eine kompromisslose. Eine, die Er/Lösung erzwingt: zum guten Ende. Erlösung ist Sache eines Augenblicks. Ein Bruch. Der Held des Stücks entwickelt sich nicht "hin zum Guten"; er sieht und bricht zusammen; und im nächsten Moment ist er ein anderer.

Wir sind im Märchen.

Und leben in "der wirklichen Welt": für solche Augenblicke.

... UND WENN SIE NICHT GESTORBEN SIND ...



PRESSESTIMMEN


"Die kommt mir nicht ins Bett", schäumt der junge Graf Bertram, als die arme Helena beim König einen Wunsch frei hat und ihn zum Mann haben will. Aus Karrieregründen sagt er ja, flieht aber schleunigst in den Krieg und hinterlässt der Angetrauten nur eine unerfüllbare Liebesbedingung. Shakespeares selten gespieltes Lustspiel "Ende gut, alles gut" ist zynisch und bitterböse. Andreas Seyferth inszenierte dennoch viele Lustigkeiten, mit denen vor allem Hardy Hoosman in verschiedenen Rollen und Jochen Decker als komisches Großmaul und Feigling Parolles brillieren. Fünf hohe Spiegel im fast leeren schwarzen Raum: Regisseur Seyferth setzt wie gewohnt auf Spiellust und Phantasie. Hoosman krebst als kranker König wunderbar komödiantisch im Rollstuhl vor sich hin, steppt als sarkastischer Narr zur Besänftigung seiner Chefin, Betrams resoluter Mutter (Margrit Carls) und singt als mondäne Bardame "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen". Bertram (Stefan Wilhelmi spielt Krieg in Italien, säuft, kokst und erobert Jungfrauen. Sein Macho-Diener Parolles (Jochen Decker) liefert mit der Heimreise und der Wandlung zum Hausnarren ein Kabinettstückchen. [...] AZ-Stern* Gabriella Lorenz


[...] Nicht nur Zarah weiß (Hardy Hoosman mit herrlicher Parodie): "Es wird einmal ein Wunder geschehen", die ganze Aufführung gleicht einer prall gefüllten Wundertüte mit akustisch-optischen Überraschungen zwischen musikalischer Revue, anarchistischer Comedy und kulinarischem Erwachsenenmärchen. Glänzend konstelliert Seyferth unterhaltsame Chaos-Ästhetik mit ironischen Brechungen und einm Schuss melancholischen Zynismus.

Margrit Carls hat den Text eingedampft und salopp übersetzt, Kai Taschner peppte ihn mit erfrischenden Musikeinlagen auf, Jo Hübners Lichtdesign zauberte tolle Effekte in den Spiegelraum - und die fünf Darsteller tobten mit überbordener Spielfreude über die Bretter.

Barbara Welter


[...] Ein deftiges Lust- und Machtspiel um ein junges Paar, das erst nach turbulenten Irrungen und Wirrungen zueinander findet - weil sie zu sehr liebt und er zu wenig. [...] Regisseur Andreas Seyferth hat sich Shakespeares Komödie mit bewährt leichter Hand angenommen; durch Chanson-Einschübe, Einsatz von Mikros oder Kassettenrecorder als Requisiten und eine historisierend-moderne Kostümmixtur holt er das Stück über "männliche Verkrümelung und weibliche Vereinsamung" ganz ins Heute. [...] Besonderen Anteil am Gelingen haben Hardy Hoosman, der als alter König schön ironisch den letzten Mohikaner gibt, Margrit Carls als Mutter und Jochen Decker als großspuriger Kumpel Parolles. [...] Antje Weber


Er liebt das Theater da, wo es am wildesten ist, schamlos, frech und irgendwie antiautoritär - kurzum bei Shakespeare, dem respektlosesten aller Klassiker. Diesmal erprobt Andreas Seyferth seine ungezügelten Lustspielkräfte an der eher schwächeren Komödie "Ende gut, alles gut". [...] Aus der Altkleider-Truhe staffieren sie sich aus, [...] die Gerümpelbühne ist ihre chaotische Spielwiese. Der Regisseur herrscht dort, und zwar als Anarch, also herrschaftslos [...]. Die überforderten Komödianten sollen sich austoben im unbändigen Sandkastenspiel und für jeden Klamauk zu haben sein [...] - das meiste davon liegt unterhalb der Rezensierbarkeit [...] Christopher Schmidt


[...] Dieses Corps de Ballet erzählte in einem bunten Wirbel von Solo-Auftritten, Pas de Deux und Gruppenchoreographie die Geschichte der unglücklich, aber hartnäckig verliebten Helena de Narbonne. [...] Im fliegenden Wechsel von König zur Narr agierte Hardy Hoosman umwerfend in Mimik und Körpersprache. Schaurig schön und expressiv setzt er das Röcheln des kranken Königs ein für seinen Zynismus, seinen Weltekel. Energiegeladen und vital stolperte Jochen Deckers Parolle schwejkähnlich durch Abenteuer und Niederlagen, mutiert vom Schwätzer zum dienstbaren Geist, Mitläufer immer, aber liebenswert. Vanessa Jeker als naiver, aber starker Helena gelingen ein paar pathetische Momente. Graziles Multitalent wie gehabt Margrit Carls, Stefan Wilhelmi ein ätzender Elvis-Presley-Verschnitt des Grafen, "Womanizer" wider Willen. [...] Die Flucht vor der Frau als heilbares Symptom einer Epidemie, deren Inkubationszeit bis heute andauert? Nun ja, sie lebten halt im Märchen. Und wenn sie nicht gestorben sind... Elisabeth Brandl


[...] Margrit Carls vermischt Shakespeares Dialoge mit moderner, provokanter Sprache und verhilft den widerspruchsgeilen Elisabethanern zur Aktualität. Das fordert viel Konzentration, ist witzig, zum Staunen und immer spannend. Regisseur Andreas Seyferth setzt wenig Requisiten ein und schafft dennoch wirkungsvolle Atmosphäre. Wie mit dem Spiegel, durch den er Darsteller und Publikum mit sich selbst konfrontiert. Er lässt hinter die Kulisse der Oberflälichkeit blicken. Manchmal kitschig und gesittet, manchmal rotzig hingeknallt. [...] ad



Fotos von Janine Guldener / Ingrid Theis




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