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Frankenstein

nach dem Roman von Mary Shelley

Uraufführung 16. Januar 2020


Judith Bopp MARY SHELLEY Markus Beisl VIKTOR FRANKENSTEIN Arno Friedrich DER NAMENLOSE Patricia Ivanauskas CAROLINE FRANKENSTEIN, ELISABETH, WIRTIN, JUSTINE, SAFIE Sven Schöcker ALPHONSE FRANKENSTEIN, PROFESSOR KREMPE, BLINDER Daniel Wittmann CLERVAL, PROFESSOR WALDMAN, FELIX

Regie Andreas Seyferth Übersetzung/Fassung Margrit Carls Raum + Videos Peter Schultze Kostüm Johannes Schrödl Klangdesign Axel Nitz Lichtdesign Jo Hübner Technik Max Reitmayer Bogdan Domanskyy Flyer/Plakat Martina Körner


Was war das Leben?

Niemand wusste es. Niemand kannte den natürlichen Punkt,

an dem es entsprang und sich entzündete."

(Thomas Mann, Der Zauberberg)


Viktor will wissen. Ist hochintelligent und extrem neugierig. Irgendwann besessen von der Idee, Totes zum Leben zu erwecken. Als es ihm (er ist inzwischen Student in Ingolstadt) schließlich gelingt, seine "Komposition" ins Leben zu befördern, packt ihn das Grausen: Was er sieht, ist das abgrundhässliche Zerrbild eines Menschen. Eine Katastrophe. Angeekelt überlässt er "das Monster" sich selbst - in der Hoffnung auf sein baldiges Verenden; flüchtet sich in Krankheit, lässt sich vom besten Freund gesundpflegen und verdrängt das Ganze. Bis Horrornachrichten aus der Heimat kommen: sein kleiner Bruder wurde ermordet, der Mord einem Hausmädchen angedichtet. Viktor meint den Mörder zu kennen...


Erinnere dich: ich bin dein Geschöpf: ich sollte dein Adam sein; doch bin wohl eher der gefallene Engel, den du verstoßen hast - für keine Missetat. (Kreatur)


Viktor, der wohlbehütete Spross einer angesehenen Genfer Familie, und seine Kreatur, die einsamste Gestalt, die je die Welt durchstreifte: Ihre Begegnung - passenderweise auf dem "Mer de Glace" am Mont Blanc - steht im Zentrum. Das Geschöpf, seinem Schöpfer in jeder Hinsicht überlegen (insofern war Viktors Grenzüberschreitung - außer in ästhetischer Hinsicht - von Erfolg gekrönt), dessen kurzes Leben ein einziger Schrei nach menschlicher Nähe ist; und der sich isolierende Wissenschaftler, der Gott spielt, aber keine Verantwortung übernimmt für das Geschaffene: Sie treffen eine Vereinbarung.


GOTT & SATAN & ADAM & ...?

Am Ende, vereint in Hass und Rachsucht, einer des anderen "Schatten", liefern sie sich einen Showdown auf brüchigem Eis in den Wüsten des arktischen Ozeans. Die obsessive Jagd mündet jedoch nicht in den von Viktor so ersehnten Kampf

Mann gegen Mann...


Leben Tod. Tod Leben. Die Grenzen durchbrechen. Ströme des Lichts in unsre dunkle Welt ergießen. Eine neue Spezies nennt mich Ursprung und Erzeuger. Glückliche und exzellente Wesen danken mir ihr Dasein. Wer hätte höheren Anspruch auf Dankbarkeit als ich. Später vielleicht Leben erneuern. Aus den Fängen der Fäulnis zurück ins Leben... (Viktor Frankenstein)


Alles wirkliche Leben ist Begegnung.

(Martin Buber)



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Mehr über Mary Shelley

Kaum ein Leben ist so spannend, so reich an persönlichen Schicksalsschlägen, an Liebe, Eifersucht und Tod, an künstlerischen Krisen, gesellschaftlichem Glanz, romantischen Begegnungen, enthusiastischen Erfahrungen, aber auch an tiefem seelischem Unglück, an Depressionen, Verfolgungswahn und materieller Armut. Nicht nur die Häufung und der schnelle Wechsel von dramatischen Ereignissen machen dieses Leben so atemlos und faszinierend, sondern auch die Entwicklung der "großen" Geschichte im Hintergrund. Mary Shelley durchlebt einen historischen Bogen, der im gerade erst vergangenen Jahrhundert seine Wiederholungen kennt. Ihre Jugend steht unter dem Zeichen von gesellschaftlichem Aufbruch, Gesellschaftskritik, Neuerungswillen, romantischem Enthusiasmus, künstlerischem und politischem Drang nach Befreiung und radikalem Individualismus. Ihr Mann, in vielem ein vorweggenommener Achtundsechziger unserer Zeit, früh verstorben, bleibt der unumstößliche Fixpunkt ihres Lebens, auch wenn Mary Shelley in späteren Jahren in eine Zeit des wiedererstarkenden Konservativismus und der politischen Restauration hineinwächst.

(Karin Priester, Mary Shelley, München 2001)


Es ist eines der großen Werke der europäischen Literatur, einem schauerlichen Leben abgerungen. [...] Ein Roman über Angst, jene Angst, die den buchstäblich Einsamen befällt, und auch über die, die er entbindet, wenn er handelt, als ob er allein auf der Welt wäre, ob nun als Forscher oder als Romantiker. Der Geist, der alles aus sich selbst heraus erschaffen kann [...]. Mary Shelley schrieb auf, was das, buchstäblich genommen, bedeuten würde. Hinter den Übermalungen durch die Gruselliteratur und das Kino ist darum in ihrem Roman eine der großen moralischen Erzählungen der europäischen Literatur zu entdecken.

(Jürgen Kaube)


PRESSESTIMMEN


Kritik von Wolf Banitzky (theaterkritiken.com)



(AZ)




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