Euripides
Premiere: 11. März 1998
Regie: Eos Schopohl Regieassistenz: Renate Biehl Dramaturgie: Boris Heczko Bühne/Kostüme: Irina Schicketanz Musik: Bülent Kullukcu Lichtdesign: Jo Hübner
mit
Aphrodite / Bote
Berrin Alganer-Lenz
Hippolytos
Butz Buse
Amme / Theseus
Rainer Haustein
Phädra / Alter Mann
Andreas Seyferth
Artemis
Christina Rainer
Chor
Alle
Zeus,
warum hast du nur der Frau'n
verlogne Brut ans Sonnenlicht gebracht?
Wenn es dein Wille war, dass Menschen sich
vermehren auf der Erdenflur, was brauchtest du
der Weiber Beistand?
Konnten denn die Männer
nicht in deinen Tempeln opfern: Gold und Silber
oder schwere Lasten Erz, und so Kinder gewinnen
nach dem Preis, den sie gezahlt?
Euripides, Hippolytos
PRESSESTIMMEN
[...] Wer die kaum bekannte Tragödie "Hippolytos" anguckt, mit der die Regisseurin Eos Schopohl,die es sich niemals einfach macht, im Theater viel Lärm um Nichts auf den Antikentrip geht, weiß nicht, auf wen er mehr Wut haben soll: Auf Aphroditens schäbige Eifersucht, die eine ganze Familie ausrottet, oder auf das Ungeschick der Menschen, die in jede Götterfalle laufen. Spätzeit, Endzeit, die Ordnungen sind aus dem Lot. Wilde Liebe tobt gegen frömmlerische Keuschheit. [...] In Irina Schicketanz' karger, kaltsilbriger Raumlandschaft inszeniert Eos Schopohl ein Ritual, in das die Menschen unversehens stolpern. Packend, leidenschaftlich, sogar komisch, weil es bei Euripides durchaus menschelt. [...] Andreas Seyferth, der ganz unverstellt Mann ist und die leidend liebesverhexte Phädra, ist das fulminante Kronjuwel der Aufführung. Man sieht einfache, einleuchtende Bildsymbole, mit nur fünf Schauspielern (in allen Rollen) glückt sogar das dumpfe Raunen und Tosen des Chors. Und niemals leeres Pathos. AZ - Ingrid Seidenfaden
[...] Unglaublich verdichtet wird die Atmosphäre durch fremdartige Klangspielereien von Stimmen und Instrumenten; sie verdoppeln die Kraft archaischer Rituale zwischen Feuer, Wasser und ekstatischem Tanz. tz - Barbara Welter
Klassiker auf eine freie kleine Bühne zu heben – Risiko hoch drei. […] Eos Schopohl, bekannt für Risiko-Unternehmungen, hat mit bewundernswert einfühlsam leichter Regie-Hand […] dieser Euripides-Tragödie gleichsam die hehre Klassiker-Haut abgezogen. Zum Vorschein kommen Patriarchomacho-Positionen. Sichtbar wird Phädras Tragik als (Gleichberechtigungs-) Drama der Frau schlechthin. Und das mit den kargsten, aber phantasievollsten Mitteln des freien Theaters. […] Schopohls aufgebrochener Euripides, zersungen, zerzischelt, sinnlich bewegt. Und doch als Text erhalten, klar in seinen wichtigen Mono- und Dialogen, dieses vor Männereitelkeit strotzende Eifersuchtsdrama: selbstverständlicher Frauen-Vernascher Theseus (Rainer Haustein), wutbrüllender Gehörnter. Hippolytos (Butz Buse), Patriarchats-Produkt, Keuschheitsfanatiker mit Männergebär-Visionen […]. Phädra (Andreas Seyferth noch nie so exzellent), zerrieben zwischen selbst auferlegter Zensur, Intirge und schlimmen Sozial-Moden. "Dir fehlt der Mann", knottert die Amme.[…] - Bitte anschauen. Münchner Merkur - Malve Gradinger