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Kennen Sie die Milchstraße?

Karl Wittlinger

Premiere 4. April 2019



mit:

Joachim Bauer

Norbert Ortner


Regie: Andreas Seyferth

Regieassistenz: Johanna Krause

Bühne: Peter Schultze

Kostüme: Johannes Schrödl

Lichtdesign: Jo Hübner

Technik: Max Reitmayer / Bogdan Domanskyy

Flyer: Martina Körner


Aufführungsrechte:

Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG, Berlin




"Das menschliche Leben und die Behörden,

das hat überhaupt nichts miteinander zu tun."


Samuel - der "Sem" - Kiefer kehrt endlich heim. Denkt er. Seine Heimkehr - aus dem Krieg - geschieht allerdings sehr spät. Zehn Jahre sind vergangen. Jetzt lernt er: Es ist zu spät. Sein Hab und Gut ist verteilt, sein Mädchen anderweitig verheiratet. Er selbst ist tot. Statistisch gesehen.


"Wenn du dabei gewesen wärst, was das für ein Affenzirkus war, mit den Behörden, bis wir dich tot gehabt haben! Du glaubst ja net, wie zäh so ein Mensch ist - auf dem Papier."


- erklärt ihm ein alter Bekannter vom Amt. Nichts mehr zu machen. Einmal tot, immer tot. Sonst ginge ja die amtliche Ordnung in die Brüche. Da trifft es sich, dass Sem einem richtig Toten dessen Papiere aus der Tasche gezogen hat. Einem gewissen Johannes Schwarz, der im Feld mit einem Loch im Kopf nirgendwo mehr hin konnte. Mit dem gültigen Ausweis eines biologisch Toten kann er als statistisch Toter einen Neuanfang hinlegen. Denkt Sem. Der Johannes Schwarz war allerdings kein einwandfreies Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft. Er war sogar eigentumsdelikthalber hinter Gittern. Egal, denkt Sem. Man kann aus jedem Leben was machen. "Du weißt vom Leben so viel wie ein Kind", hält ihm einer entgegen.


Eben. Sem besteht auf seiner Sicht auf die Welt. Kompromisslos. Keiner nimmt ihm die Hoffnung. Unbeirrt geht er seinen Weg - der in die Irrenanstalt mündet. Wo er die Milch ausfährt und erklärt, er käme von einem anderen Stern. Eines Abends steigt er dort bei seinem Arzt ein (der in einem früheren Leben mal Schauspieler war), überreicht ihm ein umfangreiches Werk, das von seinem Leben handelt, sein Lebenswerk sozusagen, und überzeugt ihn davon, zu zweit den Insassen der Anstalt Stationen daraus vorzuspielen. Vorhang auf!...

Eine Geschichte aus der guten alten Bundesrepublik - berührend und gespickt mit wunderbar witzigen Dialogen. Und von zeitloser Aktualität - solange Menschen sich gezwungen sehen, in einer fremden Welt ihren Platz zu finden: Menschen, die "irgendwo auftauchen, wo sie nichts zu suchen haben: bei einem Fest, zu dem sie nicht eingeladen sind."

Wobei es Karl Wittlinger - jenseits des Kriegsheimkehrerdramas - um den Menschen geht, "der zwischen Hoffnung und Zwang einen persönlichen und begehbaren Lebensweg sucht" (aus einem ZEIT-Interview von 1959).


Karl Wittlinger,

1922 - 1994, Schwabe, schon als Kind produktiver (= schreibender) Theaterliebhaber, nach dem Krieg während des Studiums unter anderem als Heizer, Dachdecker, Nachtwächter und Hauslehrer beschäftigt, seit den 50er Jahren Regieassistent, Dramaturg, Dramatiker, später vor allem TV-Autor, hatte mit seiner "Komödie in vier Bildern mit einem Vor- und Nachspiel", uraufgeführt 1956 am Schauspiel Köln, einen Riesenerfolg. In der Spielzeit 1958/59 war es das meistgespielte Stück in der BRD und erlebte zahlreiche Aufführungen auch im Ausland.







PRESSESTIMMEN



>>> Sem - Aus der Welt gefallen theaterkritiken.com / Wolf Banitzki


(AZ)


(Münchner Feuilleton)

Fotos: Hilda Lobinger



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